Durch die Wüste zu den Bergen
24. Juli
Nachdem ich erholt in meinem Zimmer in der Agglomeration von Chicago aufwachte, war ich mental bereits darauf vorbereitet, was für ein Tag es werden würde: Fahrtag. Die Reise zog sich nun durch die Einöde, die Zentralamerika ist, bis sie dann mit dem Badlands Nationalpark wieder spannend wird.
Leider ging diese Reise laut GPS gut 13h, was hiess ich musste es in zwei Etappen machen. Am ersten Tag so weit wie möglich und am zweiten den Rest.
Also fuhr ich. Und wie ich fuhr. Die Percy Jackson Hörgeschichte lief im Hintergrund während ich mich den Interstates entlang hangelte. Einen Unterbruch gab es am Mittag als ich bei einem Gym anhielt, um mal wieder Krafttraining zu machen, welches die letzten paar Wochen zu kurz kam.
Viele Windräder tummeln sich im FlachlandDas ursprüngliche Ziel war eigentlich Sioux Falls gewesen, die Sonne ging jedoch bereits 2h vorher unter, weshalb ich mich dann auf den nächstbesten Campingplatz flüchtete.
Dieser Campingplatz verlangte 40$!!! Dabei gab es keinen Unterschied, ob man mit 1 Personen Zelt oder 20m Wohnwagen hielt. Für meine Seite des Spektrums ein schlechter Deal.
Beim Kochen fürs Nachtessen (ich wollte unbedingt alles ausprobieren, bevor ich dann in die 'Wildnis' ging) fiel mir auf, dass ich das Salz vergessen hatte. Die Gewürzmischung für das Poulet jedoch nicht.
Nachdem Abendessen musste ich dann noch Abwaschmittel, Schwamm und Tuch auf die Liste der fehlenden Sachen aufnehmen. Während des ganzen Abends wurde ich von Mücken attackiert, zwar half der Mückenspray, doch die Mücken bissen mich einfach durch das T-Shirt...
25. Juli
Nun ging es weiter mit Fahren. Noch 5h übrig. Die Landschaft war am Anfang genauso uninteressant wie bisher. Flach, voller Felder und ab und zu ein paar Bäume. Sobald ich den Missouri jedoch passierte, schlug die Landschaft in sanfte Hügel um, welche nun keine Bäume mehr hatten, sondern zwischen den Felsern Präriegras aufwies. So blieb es dann den Rest der Fahrt, bis ich im Badlands Nationalpark ankam.
Hier brechen die geschwungenen Hügel aprupt ab und zerklüftete, rot-braune Felsformationen ragen empor. Das Gelände fällt etwa 100 Meter ab in diesem Wirrwarr aus Felsen, bis unten dann wieder die Prärie weitergeht.
Die Badlands hinter der PrärieDa es im Park 100° im Schatten war und es dies auch meist im Sommer ist, beschränken sich die Wanderwege (Trails) nur auf wenige hundert Meter. Auf einem Schild, welches ich passierte, stand man solle 1 Liter Wasser für die 800 Meter Strecke mitnehmen. Ich nahm die Strecke nur mit meiner Kamera bewaffnet trotzdem heldenhaft in Angriff. Der Park besteht zur einen Hälfte aus den zerküfteten Felsen und zur anderen Hälfte aus geschützer Prärie. Die folgenden Bilder geben einen Eindruck des Parks.
An dieser Stelle fiel ein Felsblock auf den Boden, was ihn wasserundurchlässiger machte und so Bäumen das Wachsen ermöglichte.Anschliessend fuhr ich mit dem Auto auf den 'Primitive Campground' (d.h. es gibt kein Wasser oder Strom, einen riesen Platz fürs Auto, ein WC und eine Essbank pro Parzelle sind trotzdem vorhanden). Ich stellte mein Zelt auf und genoss den Abend, bis plötzlich ein bezahlter Schauspieler in der Form eines Bisons quer durch den Zeltplatz lief und sich an den Beschränkungsposten rieb.
Ebenfalls gab es hier Prairie Dogs, welches im Prinzip Prärie Murmeltiere sind. Sie leben ebenfalls in Löchern und sehen ähnlich aus. Allerdings können sie nicht pfeiffen sondern machen mehr einen heiseren Schrei, um die anderen zu warnen. Ebenfalls haben sie die Angewohnheit, in der Nacht zu jaulen, was wie ein Rudel vorpubertärer Wölfe klingt. Trotz allem sind sie ziemlich niedlich.
26. Juli
Am nächsten Tag bin ich dann in Richtung 'Windcave National Park' aufgebrochen. Dabei machte ich einen kurzen Halt beim 'Wall Drug', was ein bekannter Einkaufsladen ist, da es auf dem Interstate etwa ab 200 Meilen vorher alle paar Kilometer Werbeschilder dafür gab. Ich habe mir sagen lassen, dass man diese Schilder auf der ganzen Welt finden kann. Der 'Drugstore' (Pharmazie) wurde bekannt, da er gratis Eiswasser vergab und überall herum für ihn werbte. Der Kaffee ist traditionsgemäss immernoch 5¢.
Später schaute ich dann beim 'Mount Rushmore National Memorial' vorbei. Der Eintritt ist zwar gratis, das Parken kostet jedoch 10$. Da es auf einem Hügel ohne Parkplätze in der Nähe liegt, ist dies fast schon Pflicht.
Ein paar Bilder später befand ich mich auf dem kurzen Weg in den Windcave Nationalpark. Dieser ist eher unbekannt, da er nur das 3. grösste Höhlensystem der USA beherbergt (Mamooth Cave und Jewel Cave sind grösser). Weil man in der ganzen Gegend keinen Handyempfang hat, und das Wlan im Besucherzentrum "momentan nicht funktioniert", musste ich ein Kabeltelefon benutzen, um den Campingplatz zu reservieren. Fast nicht unangenehm, die Kreditkarteninformationen via Telephon preiszugeben...
Anschliessend meldete ich mich für eine 1.5h Führung durch den 'Cave' an. Im Vergleich zu europäischen Touren war ich ein bisschen enttäuscht, da der ganze Fussweg super betoniert war (ja, es hatte trotzdem Treppenstufen) und das ganze Programm mehr für Kinder wie Erwachsene wirkte. Es gibt auch längere Touren (4h), mal schauen, ob ich eine von diesen machen werde.
Zum Cave: Es gibt keine Stalaktiten und Stalagmiten hier, dafür jede Menge 'Boxwork' was unheimlich aussieht. Ebenfalls gibt es 'Popcorn' und 'Glaze'.
Boxwork27. Juli
Heute entschied ich mich, einen gemütlichen Tag einzulegen, da mich morgen ein Fahrtag erwartet. Ich ging zuerst in ein Kaffee im nächstgelegenen Dorf. Dort gab es Kaffee nach der altamerikanischen Art. Der Kellner füllte mein Glas, sobald es leer wurde, solange mit Kaffee nach, bis ich intervenierte. Dazu bestellte ich ein 'Cinnamon Bun'. Der war riesig und super gut.
Anschliessend ging ich ins Visitor Center vom Windcave Nationalpark und fragte nach schönen Wanderungen. Die Frau schlug mir einen kurzen Rundweg (ca. 5mi) vor, welcher Prärie und Waldgebiet beides besuchte. Ich willigte ein und schon bald lief ich los.
Während dem Laufen benutzte ich das 4-Schichten-Prinzip. Eine Schicht Sonnencreme, eine Mückenschutzspray, eine Schweiss und die letzte Staub. Die Wanderung war schön, im Windcave NP treffen nämlich die Prärie und die Blach Hills aufeinander. Der Wald kämpft ununterbrochen mit der Prärie um die Vorherrschaft.
Prärie mit Wald im HintergrundAm Anfang ging die Wanderung durch die Prärie, wo ich versuchte, ein gutes Bild der Präriehunde zu erhalten. Diese hier waren jedoch nicht so zutraulich und rannten, schon mehrere Meter bevor ich in Schussweite war, davon.
Anschliessend zog sich die Wanderung in den Wald und in ein 'lushes' Tal. Hier blühten Blumen, es gab einen kleinen Fluss und Bäume hatten die Überhand.
Plötzlich sah ich am Boden neben dem Wanderweg eine Dreiblättrige Pflanze. Dunkel erinnerte ich mich an die Gefahrenschilder, die von 'Der Blätter drei, lasse sein' sprachen. Giftefeu. Unsicher ging ich um die Blätter herum, da ich kurze Hosen anhatte. Leider verschlimmerte sich der Giftefeubewuchs, während der Weg immer schmaler wurde. Am Schluss stolzierte ich durch den Wanderweg wie ein Flamingo, um möglichem Kontakt auszuweichen. Ich denke, dass mich trotzdem einige der Blätter streiften.
Bison TrinkstelleIch beendete die Wanderung und fuhr via 'Scenic Route' zurück, als ich eine Herde Bisons gleich am Strassenrand erspähte. Dies gab nochmals super Fotos.
Zurück beim Zelt wusch ich meine Beine so gut es ging mit Seife (anscheinend hilft das gegen das Giftefeu, auch wenn Symptome erst 12-24h nach Kontakt auftreten).
28. Juli
Fahrtag. Das GPS zeigte 7h 30min an. Eine Strecke, welche mich in der Schweiz erzittern lassen hätte. Nun nehme ich es gelassener.
Die Fahrt ist für den grössten Teil relativ langweilig. Die Black Hills fallen ab und die Prärie und Felder nehmen wieder überhand. Irgendwann starten dann die Rocky Mountains an Höhe zu gewinnen. Ich fahre durch halbwüstenartige Orte, während man am Horizont die Berge sieht.
Die Rockies im HintergrundSchön wird es nun, als ich einen Pass überfahre, an welchem die Tannen schon hoch und dicht stehen. Am Horizont sieht man die Tetons.
Ein Cowboy treibt eine Herde PferdeDa die Campingplätze im Park bereits ausgebucht waren (erst ab morgen habe ich einen Platz), fahre ich in den angrenzenden 'Bridger-Teton National Forest'. Der erste Campingplatz ist voll, doch nachdem ich nochmals eine halbe Stunde Kies fuhr, kam ich an einem halbverlassenen Camoingplatz an. Hier bin ich mitten in der Scheisse. Keine Zivilisation weit und breit und den Campingplatz zahlt man Cash indem man einen Briefumschlag in einen Kasten wirft. Trotzdem ist es landschaftlich schön und die Natur (Stechmücken und Stechfliegen) heisst mich herzlich willkommen als ich aussteige.
Meine Campingplatznachbarn stellen sich als als eine junge Gruppe in meinem Alter heraus. Nach dem Nachtessen gehe ich hinüber und frage, ob ich ein bisschen mit ihnen 'hangen' kann. Bisschen peinlich zuerst, aber sie heissen mich sofort willkommen, bieten mir Bier und Burger an. Es stellt sich heraus, dass sie alle für die gleiche Firma als Ferienjob arbeiten und nun noch ein paar Tage frei haben, da die Arbeit getan ist. Sie führten Jugendgruppen auf Wanderungen quer durch die Welt. Einer war noch letzte Woche in der Schweiz auf dem Mont Blanc mit seiner Gruppe.
Den Rest des Abends verbringe ich mit ihnen und gehe dann nach Feuerrauch stinkend ins Bett.
Die Nacht ist das erstemal wirklich kalt. So kalt, dass ich ganz in Schlafsack muss, und sogar irgendwann in der Nach meinen Pullover anziehe. Ich hoffe, dass es nicht noch viel kälter wird.
Heute gehe ich Kleidung waschen und den Grand Teton erkunden.
Marcos Notizen:
Die Gruppe, mit welcher ich den Abend verbrachte, war von der dynamik sehr interessant. Es fühlte sich an, als ob alle quer durcheinander redeten. Zum Teil unterbrachen sie sich gegenseitig, um das Gleiche weiterzuerzählen. Ich weiss nicht, ob diese Gruppe eine Ausnahme war oder das die Norm ist in den US.
Unterdessen habe ich das Zelten und Kochen im Griff. Die Gewürze, Abwaschmittel etc. sind vorhanden. Mein Morgenessen besteht aus einem Proteinshake mit just-add-water Oatmeal. Das Mittagessen besteht aus Riegeln, Nüssen und Beef Jerky. Zu Nacht gibts Nudeln oder Reis mit Fleisch aus der Dose nach Wahl mit einer Büchse Gemüse.
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