Zwischen den grossen Seen

 21. Juli 2025

Nach einer weiteren Fahrt durch New York bin ich um Mittag in Niagara Falls angekommen. Ja, der Ort ist gleichnamig wie der Fall. Sowieso benennen die Amis überraschend viele ihrer Orte nach Wörtern und setzen so Stadtnamen zusammen. Sleepy Hollow, Little Meadows, Bath...
Auf jeden Fall war ich überrascht, denn Niagara Falls ist im amerikanischen Verhältnis höchstens ein Dorf. Ich konnte ohne Probleme bis zum Hostel vorfahren und dort parkieren. Im Hostel angekommen und eingecheckt, habe ich auf der "Hostelworld" App gesehen, dass es einen Chat gibt fürs Hostel mit anderen Leuten, welche auch dorthin reisen. Also habe ich kurz reingeschrieben, ob jemand auch gerade angereist ist und prompt hat mir ein kleiner Inder zurückgeschrieben. 
Rishi war auf einem Businesstrip nach Chicago (er baut Häuser und verkauft sie dann) und hat dann anschliessend noch Kurzferien in Niagara Falls gemacht. Mit kurz meine ich, dass er am 21. Juli ankam mittels Flieger und am 22. Juli mittels Flieger wieder nach Chicago flog. Später wolle er noch in Californien ein bisschen rumreisen.

Zusammen gingen wir also in den State Park. Rishi war gut vorbereitet (er hatte schon einen kompletten Plan, was er alles sehen wollte) und ich liess mich einfach vom Fluss (get it?) treiben.
Im Park lernte ich, dass durch die Niagara Fälle etwa 5750 m3/s fliessen, also etwa zweimal der Primetower pro Minute. Die Wassermassen können jedoch vollständig kontrolliert werden, da ein Wasserkraftwerk parallel geschaltet ist. Laut Vertrag zwischen USA und Kanada muss mindestens die Hälfte des Wassers tagsüber durch die Fälle. Das heisst umgekehrt, in der Nacht werden die Fälle gedrosselt und am morgen dann wieder angestellt. Das Kraftwerk leistet beeindruckende 2.4 GW.
American Falls und im Hintergrund Horseshoe Falls.

Die Fälle und der Park waren wahnsinnig beeindruckend. Zuerst gingen wir auf eine Rundfahrt mit der "Maid of the Mist", bei welcher ein Boot bis unter die Horseshoe-Fälle fährt (es gibt auch noch die American Falls, welche aber kleiner sind). Dabei bekamen wir Regenponchos. Ich machte so lange Fotos, wie ich mich getraute, da die Kamera nur Spritzwasserfest, nicht aber Wasserfallfest ist.
Das schöne: Wenn man mitten im Spritzwasser steht, gibt es immer einen Regenbogen am Nachmittag (vorausgesetzt die Sonne scheint). Man wird auch ziemlich Nass vom "Mist".
Boot mit Leuten im Mist

Horseshoe links
American Falls
Horseshoe Rechts
Hier noch nicht nass.

Als nächstes gingen wir noch zum "Cave of the Wind". Dort fährt man unter die Fälle mittels Lift und kann dann relativ nahe unter die American Falls gehen. Man bekommt wieder einen Regenponcho, diesmal nützt er jedoch nicht wahnsinnig viel, da an gewissen Orten der Wasserfall relativ überzeugend sein kann.
Hier brachte auch der Regenponcho wenig, das Wasser kam von unten wieder rein.


Beide diese Attraktionen kosteten 25$, was zwar Abriss ist, meiner Meinung nach aber Wert war. Anschliessend gingen wir durch den Park und betrachteten die Stromschnellen und die Fälle von oben und warteten auf die Nacht. Um 2200 (oder 10pm) gibt es dann nämlich über den Fällen jeden Abend Feuerwerk und die Fälle werden mit Scheinwerfern bestrahlt. 
Dies wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, weshalb wir um Punkt 2200 vom Restaurant losrennen mussten, weil wir die Zeit vergassen. Wir bekamen die Feuerwerke trotzdem noch mit und konnten uns anschliessend mit den anderen Menschen um die besten Fotoplätze prügeln.

22. Juli

Nach einer erholsamen Nacht verabschiedete ich mich von Rishi und fuhr in Richtung Detroit durch Kanada. Auf der Einreise musste ich relativ viele Fragen beantworten (später noch mehr dazu), kam dann jedoch nach Kanada. Dort waren die Geschwindigkeitseinheiten wieder metrisch, weshalb ich auf meinem USA Auto keine Ahnung hatte, wie schnell ich fahren durfte, bis ich die Einheiten umstellte.

Die Fahrt war relativ langweilig, es sieht dort genauso aus wie in den USA, einfach wehen jetzt kanadische statt us-amerikanische Flaggen. Mein Ziel für den Tag war zwar Detroit, ich wollte aber unbedingt den "Point Pelee National Park" in Kanada anschauen. Dieser ist ein Nationalpark, welcher wie ein Spickel unten aus Kanada in den "Lake Erie" schaut. Gleichzeitig beherbergt er den südlichsten Punkt Kanadas. Leider auf einer unbefahrenen Insel, aber wenigstens den südlichsten Festlandpunkt darf man besuchen. Dieser ist schon so weit südlich, dass er auf der Breite von Californien liegt!
Auf jeden Fall war der Eintritt in den Park gratis, da die Kanadier eine Aktion diesen Sommer haben, in der viele Nationalpärke gratis sind (YEY!). Der Park ist ein Sandwich aus (von Westen nach Osten) Strand, Wald, Sumpf, Strand. Zuerst ging in an den Weststrand. Hier badeten und sonnten Familien und Rentner.
NW Strand

Danach gings weiter zum Sumpf ("Marsh"). Hier hätte man ein Kanu mieten können, ich war jedoch 1 Minute zu spät, weshalb ich einfach den Rundweg ging.
Marsch, mit dem Oststrand im Hintergrund


Im ganzen Park gab es auch viele (Wild-)Tiere, welche ich gut fotografieren konnte, deshalb sind hier noch meine ersten Versuche der Wildtierfotografie drin.

Anschliessend ging ich weiter in Süden, wo es einen kurzen Rundweg um ein Haus gab. Anscheinend war dieser Südzipfel früher stark bewirtschaftet gewesen, da das Marschland und der Wald einen guten Boden abgaben. Die Leute wurden von der kanadischen Regierung herausgeworfen, als sie den Park gründen wollten. (Zum Teil steckten die Beamten anscheinend sogar die Vorräte der Leute in Brand, damit diese den Ort verliessen.)
Instandgehaltenes, verlassenes Haus

Als letztes ging ich noch an die Südspitze, wobei ging hier fett ist, weil ich um 5 Minuten den letzten Shuttle verpasste und lief. Unten an der Spitze ist das Baden und sogar das Waten im Wasser strengstens verboten. Wenn im Lake Erie Wind weht (was fast immer der Fall ist) gibt es durch die riesigen Weiten des Sees Strömungen im Wasser. Zusätzlich fliesst der See von West nach Ost. Die Landzunge bricht diese Strömungen ab, weshalb an der Spitze krasse Strömungen erzeugen, welche sogar watende Menschen umhauen und dann rausziehen können.
Vom Kap Richtung Norden. Man achte auf das ruhige Wasser links und das bewindete Rechts.
Am südlichsten (festländlichen) Punkt Kanadas. Beim genauen Hinsehen sieht man im Hintergrund den Rip-Current, welcher beim Abbruch des Kaps entsteht.

Zurück fingen meine Füsse an, wehzutun, weshalb ich die Sandalen auszog und barfuss lief. Dies war nicht viel besser, aber immerhin schabte der Sand in den nassen Sandalen nicht weiter.


Nach dem Gewaltmarsch zurück zum Auto fuhr ich weiter nach Detroit. Am Zoll wurde ich dann schon wieder ausgequetscht, diesmal von den amerikanischen Behörden. Im Verlauf des Gesprächs erfuhr ich dann, dass die Zollbeamte fand, ich sehe nicht wie auf meinem Passfoto aus. Ich erklärte ihr dann, dass ich damals 18 war und mir im Moment einen schäbigen Bart wachsen lasse. Als ich darauf meine Schweizer ID zeigte, war sie dann beruhigt.


23. Juli

Heute war ein langer Tag. Als allererstes ging ich früh vom Hostel aus los auf die Belle Isle in Detroit. Da ich am Vorabend spät ankam, hatte ich keine Lust mehr, mir die Stadt anzusehen. Eigentlich war der Plan am Vorabend ins Henry Ford Museum zu gehen, das Preisschild von 70$ hat mich dann jedoch abgeschreckt. Also ging ich nun auf die Belle Isle, welche zwischen den USA und Kanda steckt und auf dem Detroit River steht. Dieser verbindet den Lake St. Clair mit dem Lake Erie (welcher übrigens nur 7m tief ist im Schnitt). Von Belle Isle hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die morgendliche Skyline von Detroit.

Kanadische und US Seite.

Sowieso hatte ich von Detroit einen speziellen Eindruck. Auf der Karte sieht Detroit riesig aus. Wenn man jedoch hinfährt, kommen schon wenige Blocks ausserhalb des Stadtzentrums Rasenflächen zum Vorschein. Mein Hostel war z.B. 5min mit dem Auto ausserhalb vom Downtown und hatte ringsum nur Rasenflächen. Die Strassen waren jedoch im perfekten Kreuzmuster angelegt, als hätten da mal richtige Blocks gestanden. Leider hatte ich keine Zeit mehr, mir die Geschichte von Detroit anzuschauen, denn ich musste weiter in Richtung Chicago. 

Vieles in Detroit ist aus diesen Backsteinen gebaut.

Kurz vorher machte ich noch Halt im "Indiana Dunes National Park". Meinem ersten US-Nationalpark. Leider war dieser Park relativ enttäuschend (ich gab ihm jedoch auch nicht besonders viele Chancen), denn das meiste davon war nur Strand am "Lake Michigan". Der Strand wurde von den Gästen dann auch als solcher benutzt. Das einzige Interessante war Mount Baldy, eine grosse Wanderdüne am Strand. Diese ging ich dann auch fotografieren, an Strand zu den anderen Badenden habe ich mich dann jedoch nicht gesetzt.

Lake Michigan (könnte fast schon Ferien sein)

Mount Baldy mit Kühlturm im Hintergrund


Nachdem ich den Park hinter mir gelassen habe, fuhr ich nach Richtown Park (welcher obwohl Rich im Wort ist, eher schäbig ist) in mein AirBnB. Hier parkierte ich mein Auto und nahm die "Electric Metro" in die Stadt. (Man sieht schon dass hier eine elektrische Bahn speziell ist). In Chicago ging ich einmal quer durch alle Parks, welche sich mir in den Weg stellten und schoss mit meiner Kamera quer durch. Am Abend sah ich, dass es ein Konzert auf der Jay Pritzker Bühne gab und wollte gehen. Nachdem ich drin war, ging ich nochmals raus um essen zu holen und als ich wieder rein wollte, meinte die Security-Dame, dass ich mein Schweizer Taschenmesser nicht mitnehmen könne. Also liess ich das Gratiskonzert sausen und ging nach dem Abendessen ausserhalb des Konzertareals wieder mit der Metro heim.

Den findet man auch überall...

Noch ein Bild für die männlichen Leser

Noch eins für die Frauen...

Die Enten in Chicago sind grösser als in Zürich

So wärs mich billiger gekommen 🤔



Das nächste grosse Ziel ist der "Badlands National Park", welcher so weit im Westen liegt, dass ich dafür zwei Tage brauche zum fahren. Morgen fahre ich so weit ich es schaffe. Ich habe ein bisschen Angst davor, alleine 8h Auto zu fahren.


Marco's Notizen:

Die Great Lakes sind wahrlich beeindruckend. An jedem Strand, an dem ich war, sah man in keine andere Richtung das Ufer, so als ob man jedesmal an einer Bucht am Meer sei. Doch das Wasser schmeckt immer süss. Die wahre Grösse kann man nicht wahrlich erfassen. Das beste Beispiel war als ich stundenlang den Lake Michigan abfuhr und ich keinen Unterschied zu einem Meer hätte sagen können.

Die Temperaturen in Niagara Falls und Detroit waren immer angenehm, doch in Chicago fühlte es sich wieder wie 40°C mit 60% Luftfeuchtigkeit an. Trotzdem sah ich viele Menschen joggen.

Auch wenn ich hörte, dass die Niagara Falls "overrated" sind, will ich nun doch wiedersprechen. Ich fand sie wahnsinnig beeindruckend und kann jedem in der Nähe ist, es nur ans Herz legen, sie zu besuchen. Der Indiana Dunes National Park ist es jedoch nicht wert, ausser man will gemütlich an einen Strand baden gehen, da es in Chicago City keinen solchen hat.

Die Skyline von Chicago ist nicht schlecht, doch wenn man so kurz davor in New York war, ist es wahrscheinlich schwierig, da noch gross beeindruckt zu sein. Ich muss jedoch anmerken, dass mir Chicago vom Aufbau her besser gefiel, es schien durchdachter, mit klaren Grünflächen zum Wasser hin, während die Hochhäuser besser abgetrennt waren. Ebenfalls gibt es in Chicago Downtown gestapelte Strassen, wo man in mehreren Ebenen die gleiche Strasse fahren kann. Zum Glück musste ich da nicht durch!



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